Energiepreise und Mietmarkt: Was Mieter und Vermieter wissen müssen

Die Energiepreise in der Schweiz haben in den letzten Jahren eine Achterbahnfahrt erlebt, die sich direkt auf unsere Wohnkosten auswirkt. Egal ob Sie Mieterin oder Mieter sind, die Nebenkostenabrechnung ist zu einem zentralen Thema geworden. Dieser Artikel beleuchtet die Entwicklung der Energiepreise, ihre Auswirkungen auf den Mietmarkt, gibt eine Prognose für die kommenden Jahre und bietet praktische Handlungsempfehlungen.

Die Energiepreis-Explosion: Ein Rückblick seit 2018

Seit 2018, und besonders ab 2021, haben wir einen beispiellosen Anstieg der Energiepreise für Strom, Heizöl und Gas erlebt. Globale Ereignisse wie der Ukraine-Krieg, aber auch nationale Abgaben und Netzkosten, haben diese Entwicklung massgeblich beeinflusst.

Strompreise: Die durchschnittlichen Strompreise für Haushalte in der Schweiz sind seit 2018 kontinuierlich gestiegen. In Basel-Stadt beispielsweise, versorgt durch die IWB, stiegen die Tarife für einen typischen Haushalt von rund 21 Rp./kWh (2021) auf über 32 Rp./kWh (2024). Dies ist eine Zunahme von rund 52%. Getrieben wird dies durch höhere Energiebeschaffungskosten und gestiegene Netznutzungsentgelte.

Heizölpreise: Hier war die Volatilität am stärksten. Nach einem Tiefpunkt während der COVID-19-Pandemie explodierten die Heizölpreise im Frühjahr 2022. Spitzenwerte von über 180 CHF/100 Liter wurden erreicht, ein Preissprung von rund 150% vom Tiefpunkt 2020. Obwohl sich die Preise seither etwas stabilisiert haben, liegen sie immer noch deutlich über dem Vorkrisenniveau. Weitere Informationen finden Sie beim Bundesamt für Energie (BFE) und dem Verband Schweizerischer Heizölhändler (VSH).

Gaspreise: Die Schweiz ist stark von Gasimporten abhängig, und die geopolitischen Spannungen führten zu extremen Preissteigerungen. Am europäischen Grosshandelsmarkt gab es in der Spitze 2022 einen Anstieg von rund 200%.

Der „Peak“ in Ihrer Nebenkostenabrechnung 2023/2024: Eine Erklärung

Viele Mieterinnen und Mieter haben festgestellt, dass die Gaskosten in ihrer Nebenkostenabrechnung für die Periode 01.07.2023 – 30.06.2024 besonders hoch waren, obwohl die Grosshandelspreise sich bereits Anfang 2023 beruhigt hatten. Dies ist ein häufiges Phänomen und liegt an der zeitlichen Verzögerung bei der Weitergabe von Energiepreisen an Endkunden.

Energieversorger kaufen Gas nicht täglich zum aktuellen Spotmarktpreis, sondern sichern sich grosse Mengen über längerfristige Verträge (oft Monate oder Jahre im Voraus). Als die Grosshandelspreise im Sommer/Herbst 2022 und Anfang 2023 extrem hoch waren, wurden viele dieser langfristigen Verträge zu diesen Konditionen abgeschlossen. Die Kosten aus diesen teuren Einkäufen fliessen erst nach und nach in den durchschnittlichen Beschaffungsmix des Versorgers ein und wirken sich somit verzögert auf die Endkundenpreise aus. Daher spüren Sie die Auswirkungen der Preisspitzen von 2022/2023 erst in der Abrechnungsperiode 2023/2024 voll.

Auswirkungen auf den Mietmarkt

Die gestiegenen Energiepreise haben weitreichende Folgen für Mieter und Vermieter:

  • Nebenkostenabrechnungen: Dies ist der direkteste und spürbarste Effekt. Die Kosten für Heizung und Warmwasser sind massiv gestiegen. Für eine 4-Zimmer-Wohnung konnten die jährlichen Heizkosten von ca. 1’500 CHF (vor 2021) auf über 2’500 CHF in der Spitze ansteigen. Viele Verwaltungen haben die monatlichen Akontozahlungen angepasst, um hohe Nachzahlungen zu vermeiden.
  • Mietzinsanpassungen: Der Zusammenhang ist hier indirekter. Mietzinsanpassungen basieren primär auf dem hypothekarischen Referenzzinssatz und der Teuerung (Landesindex der Konsumentenpreise – LIK). Gestiegene Energiekosten fliessen zwar in den LIK ein, sind aber nur eine Komponente von vielen. Dennoch kann die allgemeine Kostensteigerung indirekt zu Anpassungen führen.
  • Soziale Auswirkungen: Haushalte mit geringem Einkommen sind besonders betroffen. Der Kanton Basel-Stadt hat hier mit Unterstützungsmassnahmen wie der „Energie- und Heizkostenhilfe“ reagiert.

Prognose 2025 & 2026: Das neue Normal

Experten gehen davon aus, dass sich die Energiepreise in den Jahren 2025 und 2026 stabilisieren werden, aber auf einem höheren Niveau als vor 2021. Eine Rückkehr zu den früheren Tiefstpreisen ist unwahrscheinlich.

  • Strom: Es wird ein leichter Anstieg der Netznutzungsentgelte erwartet, während sich die Energiebeschaffungskosten stabilisieren könnten. Weitere Informationen finden Sie bei der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom).
  • Heizöl & Gas: Die Preise bleiben stark von globalen Rohöl- und Gasmärkten sowie geopolitischen Ereignissen abhängig. Die CO2-Abgabe wird diese Brennstoffe weiterhin verteuern.

Handlungsempfehlungen für Mieter und Vermieter

Angesichts dieser Entwicklungen sind proaktive Massnahmen entscheidend:

Für Mieterinnen und Mieter:

  • Energie sparen: Informieren Sie sich über einfache Massnahmen zum Energiesparen (richtiges Lüften, Heizverhalten optimieren, Warmwasserverbrauch senken). Jeder gesparte Franken zählt!
  • Nebenkostenabrechnungen prüfen: Verstehen Sie Ihre Abrechnung und fragen Sie bei Unklarheiten nach. Nützliche Informationen finden Sie beispielsweise auf newhome.ch.
  • Unterstützung suchen: Bei finanziellen Engpässen informieren Sie sich über kantonale oder kommunale Unterstützungsmassnahmen.

Für Immobilienverwaltungen und Eigentümer:

  • Transparente Kommunikation: Informieren Sie Ihre Mieter frühzeitig und klar über die Energiepreisentwicklung und die daraus resultierenden Anpassungen der Akontozahlungen.
  • Realistische Akontozahlungen: Passen Sie die monatlichen Vorauszahlungen regelmässig an, um hohe Nachzahlungen am Jahresende zu vermeiden.
  • Investitionen in Energieeffizienz: Langfristig sind Sanierungen (Dämmung, Fensteraustausch) und der Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme der beste Weg, um die Nebenkosten zu senken und den Wert der Liegenschaft zu steigern. Informieren Sie sich über Förderprogramme.

Fazit

Die Energiepreisentwicklung bleibt ein zentrales Thema für den Schweizer Mietmarkt. Durch Transparenz, proaktives Handeln und Investitionen in Energieeffizienz können sowohl Mieter als auch Vermieter die Herausforderungen meistern und zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen.